In Deutschland spielen mehr als 650.000 Menschen Golf. Ob als Zeitvertreib an der frischen Luft, als ehrgeiziges Hobby oder als Leistungssport betrieben – glaubt man passionierten Golfern, teilt sich die Welt in zwei Sorten Menschen: solche, die Golf spielen, und solche, die es (noch) nicht tun. Wer selbst noch nie den Schläger geschwungen und versucht hat, den kleinen weißen Ball gezielt in Richtung Loch zu befördern, mag dem Trugschluss erliegen, dass dieser Sport eher von Gemütlichkeit und nur eingeschränkter körperlicher Ausdauerleistung geprägt ist. Doch weit gefehlt!
Was wie ein simpler Bewegungsablauf aussieht, ist in Wirklichkeit ausgesprochen kompliziert. Denn beim idealen Golfschwung werden kurzzeitig fast alle Muskeln bewegt und koordiniert. Der Golfsport punktet somit auch mit einer Vielzahl positiver leistungsphysiologischer Aspekte. Ein 18-Loch-Spiel kann 7 bis 11 Kilometer Gehstrecke umfassen, die in 4 bis 5 Stunden abgelaufen werden – und das nicht selten im schnellen Schritt, da es als ausgesprochen unhöflich gilt, die Spieler hinter sich warten zu lassen. Bis zu 1.500 kcal verbrauchen Golfspieler bei einer solchen Runde. Während des Spiels steigt ihre Sauerstoffaufnahme auf das Zwei- bis Vierfache gegenüber dem Grundumsatz. Denn die kurzfristigen Spitzenbelastungen bei Schwung und Schlag beanspruchen fast den gesamten Stütz- und Bewegungsapparat.
Das eigentliche Handicap aber, also die Leistungsklasse auf dem Platz, entsteht nicht alleine durch körperliche Fitness. Es entsteht im Kopf. Nicht zuletzt deshalb lassen sich zwischen Golfsport und Berufswelt interessante Parallelen entdecken. Spannend dabei ist: Wenn man um den Mechanismus weiß und daran arbeitet, kann sich der positive Trainingseffekt auf beide Bereiche auswirken.
Der renommierte Sport-Psychologe und Business Coach Graham Jones veröffentlichte 2008 im Harvard Business Review einen viel beachteten Artikel zum Thema und erkannte: „Der wahre Schlüssel zur Exzellenz in Sport und Geschäftsleben ist nicht etwa die Fähigkeit, schnell zu schwimmen oder quantitative Analysen schnell im Kopf durchzuführen – sondern, mentale Stärke zu beweisen.“ Doch wie lässt sich diese trainieren?
Stichwort „Selbstbeherrschung und Eigenverantwortung“: Wer golft, kennt das Ringen mit der eigenen Emotion. Schuld am verschlagenen Ball hat nicht etwa der Platz; auch Ausrüstung, Wetter und Begleitung scheiden, streng betrachtet, aus. Die Verantwortung für das Ergebnis liegt allein beim Spieler selbst. Wer einen schlechten Tag hat, wird das auch beim Spiel spüren. Hier ist mentales Durchhalten angezeigt: sich nicht aufreiben, nicht ablenken oder negativ beeinflussen lassen. Jeder Schlag bietet eine neue Chance auf einen guten Ball. Gute Ergebnisse resultieren folglich aus kontinuierlicher Selbstverbesserung – auf dem Rasen wie im Beruf.
Gelingt etwas nicht, ist – nächste Erfolgszutat – Resilienz gefragt. Negative Emotionen bleiben besser im Golfbag. Und die Praxis zeigt: Trifft der Wille zur Durchsetzung auf eine hohe Frusttoleranz, trifft auch der nächste Schlag den Ball schon besser. Ein weiterer Faktor ist die Konzentration: Der volle Fokus auf die eigene Bewegung, das Ausschalten jeder Ablenkung und die situative Ausrichtung auf das Ziel sind Schlüsselfaktoren sportlichen Erfolgs, die sich ebenso ins Berufsleben übertragen lassen. Und schließlich die Erfolgszutat schlechthin: Geduld. Wer sie nicht besitzt, kommt am Ende langsamer und schlechter voran.
Die „big five“ der Erfolgseigenschaften lauten somit:
Passioniertes Golfspielen trainiert diese im Kopf sitzenden „Erfolgsmuskel“ Schlag für Schlag – jeder Gang über den Platz lohnt sich. Wir wünschen Ihnen ein schönes Spiel und viel Erfolg!